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An den Stellschrauben drehen

Was gefällt Ihnen an Ihrem Studienfach?

Es fasziniert mich, durch technische Anlagen zu gehen und zu wissen, was dort passiert. Ich erkenne dann die Dimensionen, in denen produziert wird. Der Prozess der Entwicklung von Verfahren/Anlagen, von einer Handskizze zu einer fertigen großtechnischen Anlage begeistert mich. Genauso interessant finde ich es, bestehende Prozesse zu analysieren und zu optimieren – es gibt nicht die eine perfekte Ausführung, es gibt immer Optimierungspotential. Ich komme aus einer nichtakademischen Familie, wenn ich über Studieninhalte spreche, kann ich sie immer wieder begeistern. Dadurch wird uns klar, wie viele Dinge im Alltag mit der Chemie und der Verfahrenstechnik zusammenhängen. Auch mit meinen WG-Mitbewohnern, zwei Medizinstudenten, gibt es Anknüpfungspunkte - wir vergleichen die Rohrleitungen einer Anlage mit den Blutbahnen eines Menschen, das ist spannend.

Sie beenden bald Ihr Studium, was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?

Die Umweltbelastungen, mit denen wir leben, sind immer noch gravierend hoch. Ich möchte an den Stellschrauben arbeiten, um das zu ändern, etwa um Energie einzusparen oder den CO2-Ausstoß zu minimieren. Auch meine Masterarbeit wird sich mit diesem Thema beschäftigen - den CO2-Ausstoß in der Chemieindustrie zu reduzieren. Für den Alltag und den Lebensstandard, in dem wir leben, ist diese Industrie unverzichtbar und wir müssen diese Wirtschaft so aufrechterhalten. Doch wir müssen sie so umweltfreundlich wie möglich gestalten, das ist für mich ein großer Antrieb. Die verwendete Technik besteht teilweise schon seit über 100 Jahren, sie kann in der Ausführung, der Energieversorgung und der Effizienz immer noch gesteigert werden. Neuaufstrebende Technik sollte nicht ignoriert, sondern gefördert werde. Sie muss es sogar, wenn in Zukunft CO2-Neutral leben und produzieren wollen.

Wie verlief Ihr Studium bisher?

Ich habe zuerst einen Bachelor an der Hochschule Furtwangen in Bio- und Prozesstechnologie gemacht. Die Kombination von Technik und Chemie wollte ich danach vertiefen, deshalb bin ich für den Masterabschluss an die Hochschule Mannheim gewechselt, hier studiere ich jetzt Chemie- und Verfahrenstechnik. Zwischen den Studiengängen habe ich Berufserfahrung in einem Ingenieursbüro gesammelt. Dabei habe ich gelernt wie die Strukturen in einem Kleinunternehmen ablaufen. Während meines Praxissemesters habe ich einen Mittelständler kennen gelernt, mit weltweit 2.000 Mitarbeitern. Jetzt will ich meine Masterarbeit bei der BASF in Ludwigshafen machen, um den Einblick in einen Global Player zu bekommen.

Warum ist Ihnen der praktische Teil an ihrem Fach so wichtig?

Ich bin auf dem Land groß geworden, die Arbeit mit den Händen hat mich geprägt. Ich weiß, ich werde als Ingenieur viel am PC sitzen. Deshalb ist mir die Möglichkeit wichtig, direkt auf die Anlage zu gehen und zu sehen, was produziert wird und wo die Optimierungspunkte sind. In der Theorie gibt es viele Optimierungsmöglichkeiten, aber oftmals sind diese aus verschiedensten Gründen in der Praxis nicht umsetzbar. Deshalb ist hier die Verknüpfung der praktischen und theoretischen Arbeit so wichtig.

Fühlen sie sich im Studium ausreichend auf den Job vorbereitet?

Zu Beginn meines Studiums hatte ich Bedenken, ob ich genügend Erfahrung für meinen Job haben werde. Durch meine Arbeit im Ingenieursbüro bin ich dann zum ersten Mal in die „echte Welt“ hineingewachsen. Bedingt durch die Abläufe in einem Kleinbetrieb musste man schnell Verantwortung übernehmen. Rückblickend kann ich sagen, dass man für den Berufsstart viele Kenntnisse durch das Studium vermittelt bekommt. Ohne die Unterstützung der Chefs und Kollegen ist es jedoch schwierig in studienferne Themen einzusteigen. Wenn man etwas nicht weiß, sollte man das klar sagen. Für den Einstieg bekommen wir Studenten auf jeden Fall einiges an Wissen mit, um in den Berufsalltag starten zu können. Alles weitere muss man danach lernen.