Das Band ähnelt einem dicken Gummiband: Keller zupft ein Stück davon ab und zerteilt es zwischen den Fingern in unzählige Mini-Fäden. Verpackt wird das Produkt in Folie in Form von gut hüfthohen Würfeln: „Da sind über 400 Kilo drin, das Material wird verpresst“, erklärt der 39-Jährige. Die Weiterverarbeitung erfolgt bei den Kunden in Spezialmaschinen.
Rückgewinnung von Lösungsmittel mit aufwendigen Verfahren
„Das Aceton ist teuer und darf nicht in die Umwelt gelangen“, erklärt Keller. In einem aufwendigen Verfahren wird das Lösungsmittel deshalb zurückgewonnen und wiederverwendet. Drücke, Temperaturen, Durchflussmengen, Energieverbrauch – all das beobachtet er am Monitor und in der Anlage. Er analysiert Wasser und andere Substanzen, wechselt Filter, misst Emissionen und überprüft die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Stimmt etwas nicht, begibt er sich auf Fehlersuche, repariert und führt Wartungen durch. In vier Schichten, auch an Sonn- und Feiertagen, arbeiten zwei Mitarbeiter in der Überwachung. „Ich mag die Frühschicht, sie ist abwechslungsreich“, berichtet Keller, der hier seit vier Jahren arbeitet.
In seiner Freizeit hat er mit einem Kollegen eine Computer-Simulation der Anlage erstellt. „Sie zeigt unter anderem, was passiert, wenn man den Druck in einem Bereich absenkt“, erklärt er. „Dazu gab es nur Beschreibungen auf Papier. Einfach ausprobieren kann man solche Dinge nicht – die Anlage muss ja immer weiterlaufen.“ Die Ausbildung zum Chemikanten hat Keller, der in Kasachstan aufgewachsen ist, neben seinem Job als Produktionsmitarbeiter gemacht. In dieser Zeit wurde er außerdem zum zweiten Mal Vater: „Es war nicht immer einfach, und ich danke meiner Frau, dass sie mir den Rücken freigehalten hat.“
Eine gute Perspektive – und jeden Tag etwas dazulernen
Industriemeister Alfred Blust, der das Team für die Acetonrückgewinnung leitet, ist stolz: „Es gehört schon was dazu, das durchzuziehen und sich so zu engagieren!“ Das Unternehmen benötigt dringend Facharbeiter: „Der Markt ist begrenzt, deshalb bieten wir eine berufsbegleitende Ausbildung an.“ Keller ist damit rundum glücklich: „Hier gibt es eine gute Perspektive, und ich lerne jeden Tag dazu!“