Auch Gießereien, Metallverarbeiter, Autoproduzenten, Glas- und Papierfabriken verbrennen Gas in großen Mengen. Inzwischen üben sich Firmen in der Rolle rückwärts – in Sachen Klimaschutz. Eigentlich wollte VW sein Wolfsburger Heizkraftwerk bis zum Herbst von Steinkohle auf Gas umrüsten – und so pro Jahr 1,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) einsparen. Daraus wird nun nichts. Die Versorgungssicherheit hat jetzt oberste Priorität.
Immer mehr Firmen greifen zu klimaschonenden Alternativen
Experten sind sich einig: Deutschland muss raus aus der gefährlichen Abhängigkeit. Möglichst schnell. Das gilt nicht nur fürs Gas – sondern für alle fossilen Brennstoffe. Die wir größtenteils (Ausnahme Braunkohle) aus dem Ausland einkaufen. Und die schädlich fürs Klima sind. „Wir müssen die Energiewende forcieren“, fordert Andreas Fischer, Energie- und Klimapolitik-Experte beim IW (siehe Interview). Sie ermögliche der Industrie, „auch ihre Produktionsprozesse zu elektrifizieren“.
Aktuell treiben Chemiefirmen die Umstellung auf erneuerbare Rohstoffe voran. Die Chemie braucht für ihre Produkte im Grunde nur den Kohlenstoff, der bisher zu 98 Prozent aus Öl und Gas gewonnen wurde.
BASF stellt bis 2025 auf Öko-Strom um
Der Chemiekonzern BASF etwa will seine Stromversorgung bis 2025 auf erneuerbare Energien umstellen. Zudem hat das Unternehmen Anteile am Windpark Hollandse Kust Zuid erworben und Lieferverträge für Strom aus Wind- und Sonnenenergie unterzeichnet.
Heidelberg-Cement, Marktführer der deutschen Baustoff- und Zement-Industrie, nutzt bereits zu gut einem Viertel alternative Brennstoffe, zum Beispiel alte Autoreifen, Klärschlamm oder Tiermehl.
Vorreiter gibt es auch in der Metall- und Elektro-Industrie: So baut die Berghof Gruppe aus Eningen, ein Gasverbraucher, auf Energieeffizienz. Das Unternehmen in Baden-Württemberg ist in Märkten wie Filtration, Photonik, Automation oder (Elektro-)Mobilität weltweit engagiert. Oliver Walter, einer der drei Geschäftsführer, erklärt: „Schon lange bevor der Krieg in der Ukraine die Energiepreise in ungeahnte Höhen getrieben hat, haben wir uns entschlossen, durch eine Rundum-Sanierung und Modernisierung die Energiebilanz unserer Gebäude entscheidend zu verbessern und uns mit einem eigenen Blockheizkraftwerk autarker zu machen.“
Diese Beispiele machen Mut, dass es mit der Energiewende schneller gehen könnte. Und wir uns so etwas aus der Klemme befreien.