Mit deren Schnitt rufen die Forscher Mutationen im Erbgut der Pflanze hervor. Dadurch schalten sie eins ihrer Gene oder mehrere auf „wirksam“ oder „wirkungslos“. Oder sie bauen gezielt ein oder wenige Gene in ihr Erbgut ein. Dafür dürfen sie laut Gesetzentwurf nur Gene von einer mit dieser Pflanze kreuzbaren Art nehmen, aber nicht artfremde Gene etwa von Bakterien.
Veränderte Kartoffel spart 80 Prozent der Pflanzenschutzmittel
Ein Beispiel: Niederländische Forscher haben in Kartoffeln drei Resistenzgene aus Wildkartoffeln eingeführt. Die schützen die Pflanzen vor der gefürchteten Kraut- und Knollenfäule. Das wäre erlaubt. Beim Anbau sind nun 80 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel nötig. Genau solche Effekte wünscht sich die EU-Kommission, sagt Professor Qaim: „Sie will eine umweltschonende Landwirtschaft, die weniger Pflanzenschutzmittel und Dünger braucht oder ertragreicher ist.“
Mit der Gen-Schere veränderte Pflanzen sind so sicher wie herkömmliche Züchtungen, stellt Qaim fest. Nach der geplanten Verordnung müssten sie nur angemeldet, Lebens- und Futtermittel daraus aber nicht gekennzeichnet werden. Nur Saatgut wäre zu deklarieren. Damit Ökobauern es erkennen und vermeiden können.
Die USA, Kanada, Brasilien, Argentinien, Australien, Japan und China behandeln die neuen Züchtungen bereits wie normale herkömmliche Züchtungen. Das hat einen Forschungsboom ausgelöst. Bei 70 Kulturarten gibt es Entwicklungen. Zum Schutz gegen Pilzkrankheiten, für gesündere Nährstoffe oder für eine effektivere Aufnahme von Stickstoffdünger aus dem Boden. Qaim: „In den nächsten 10 bis 15 Jahren wird da vieles möglich.“ Vielleicht auch Pflanzen, die für den Klimawandel besser gewappnet sind.