Fertigung heimzuholen wäre auch keine Lösung
Handelshemmnisse, Nachschubprobleme – wäre es da eine gute Idee, Auslandsproduktion nach Deutschland zurückzuholen? Eher nicht, urteilt Ifo-Expertin Flach. Denn ein solcher Schritt würde für uns schnell zu neuen Problemen führen: Die Vorteile der weltweiten Arbeitsteilung entfielen, zahlreiche deutsche Waren würden zu teuer, Absatzmärkte gingen verloren. „Die Folge wären enorme Einkommensverluste.“
In einer Studie für die Konrad-Adenauer-Stiftung von 2021 schätzen Flach und ihre Mitautoren, dass die Wirtschaftsleistung Deutschlands im Falle einer umfassenden Rückverlagerung hierhin um fast 10 Prozent sinken würde. Würde alle Produktion nur noch in Europa stattfinden, betrüge das Minus immer noch 4,2 Prozent.
Deutschland braucht mehr Globalisierung – nicht weniger
Sehr kostspielig für die heimische Wirtschaft wäre auch eine Abkopplung von China, unserem wichtigsten Partner beim Warenhandel: Ein solcher Schritt käme Deutschland knapp sechsmal so teuer wie der Brexit, zeigt die neue Ifo-Studie.
„Eine Abkehr von China wäre sechsmal teurer als der Brexit“
Hauptverlierer eines Handelskrieges mit China wäre unsere Automobil-Industrie. Ihre Wertschöpfung würde um rund 8 Milliarden Euro schrumpfen, für den Maschinenbau haben die Experten ein Minus von ungefähr 5 Milliarden errechnet. Was also tun? Lisandra Flach rät: „Unternehmen sollten sich nicht ohne Not von wichtigen Handelspartnern abwenden. Sie sollten vielmehr parallel auf Vorleistungen aus anderen Ländern setzen, um einseitige Abhängigkeiten zu verringern, insbesondere von politisch unsicheren Staaten.“ Deutschland brauche also zusätzliche Liefer- und Absatzmärkte, betont Flach. „Das bedeutet dann nicht weniger, sondern mehr Globalisierung.“