Die zündende Idee hatte List im Jahr 2000 in Kalifornien
Chemiker bezeichnen das als Katalyse. Das Konzept für seine neuartigen Katalysatoren schaute List bei Enzymen ab. Enzyme sind riesige Moleküle, die in unserem Körper den Stoffwechsel ermöglichen, in Waschmitteln reinigen und in Molkereien Käse erzeugen.
Die zündende Idee hatte List, als er im Jahr 2000 in Kalifornien forschte. Er fragte sich: Braucht man wirklich ein riesiges Enzym, um eine Reaktion zu beschleunigen? Oder reicht da vielleicht auch ein einzelnes kleines Molekül aus dem katalytisch wirksamen Zentrum des großen Enzyms?
List versuchte es mit der Aminosäure Prolin. Und siehe da: Sie funktionierte auch solo als Katalysator. Das allererste Experiment, das er gemacht habe, habe gleich geklappt, berichtet er. Damals dachte List: „Wow – das könnte wirklich etwas Großes werden.“
80 Prozent trägt die Katalyse zur Wertschöpfung der Chemie-Industrie bei
Professor Johann Mulzer von der Uni Wien, bei dem List den Doktortitel gemacht hat, sagt: „Das war eine echte Pionierleistung!“ Der zusätzliche Clou des Ansatzes: Mithilfe dieser Katalysatoren (Fachbegriff „Organokatalyse“) kann man Arzneimoleküle gezielter erzeugen. Denn oft gibt es Wirkstoffe in zwei Molekülvarianten, die sich wie linke und rechte Hand gleichen, aber im Körper unterschiedlich wirksam sind. Mulzer: „Durch die Organokatalyse kann man nun leichter ausschließlich die wirksamere Variante herstellen.“
Übrigens: Die Katalyse ist für die Chemie- und Pharma-Industrie extrem wichtig. Über 80 Prozent ihrer Wertschöpfung beruht auf katalytischen Verfahren. In Raffinerien etwa erzeugen metallische Katalysatoren Benzin, Diesel und Kerosin. Der bekannteste Metall-Katalysator ist der im Auto. Er zersetzt umweltschädliche Stoffe im Abgas.
Chemiker List hat noch Lust auf mehr Erfolge und will auch Schwieriges anpacken. „Ich hoffe, ich kann dieser Anerkennung gerecht werden und weiterhin wunderbare Entdeckungen machen.“