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Vom Chemikanten zum Prozessingenieur

Sie sind Prozessingenieur bei Brüggemann in Heilbronn. Wie sieht Ihr Job aus?

Als Prozessingenieur bin ich für die „für die technische Betreuung und Instandhaltung der Produktionsanlagen für Alkohol und Industriechemikalien zuständig. Zudem kümmere ich mich um die Infrastruktur im Unternehmen, wie beispielsweise die Drucklufterzeugung. Wenn beispielsweise eine Meldung über einen Pumpenschaden eingeht, dann koordiniere ich den Einsatz der Schlosser und Elektriker. „Vor allem die Planung von Anlagenrevisionen gehört zu meinen Aufgaben. Im Alkoholbereich haben wir eine vollkontinuierliche Anlage, sie muss aber zwei Mal im Jahr für Wartungs- und Reinigungsarbeiten abgeschaltet werden.“. Ich entscheide dann, was geprüft oder erneuert werden soll und welche Fremdfirmen wir brauchen. „Da wir unsere Kunden auch während des sogenannten „Stillstands“ beliefern wollen, setzt dieser eine gute Planung mit anderen Abteilungen, wie zum Beispiel dem Vertrieb voraus.“Hinzu kommt noch die laufende Optimierung der Anlage.

Wie kamen Sie an ihrem Job?

Ich habe ursprünglich eine Ausbildung zum Chemikanten gemacht, ich kenne die Anlagen und habe während der Ausbildung die Liebe zur Verfahrenstechnik entdeckt. Als von Brüggemann dann ein Angebot zum dualen Studium kam, war klar, ich mache das. Meinen Abschluss habe ich als Wirtschaftsingenieur mit Vertiefung Chemie- und Verfahrenstechnik gemacht. Der Chemikant in mir kommt aber immer wieder durch, so dass ich raus an die Anlage will und nicht nur am PC sitze. Außerdem muss ich mir immer auch ein Bild vor Ort machen.

Wie funktioniert ein Duales Studium im Unternehmen?

Ich hatte abwechselnd Praxis- und Theoriephasen an der DHBW in Mannheim. In den Praxisphasen im Unternehmen wird eine kleine Projektarbeit geschrieben und zum Abschluss dann die Bachelorarbeit. Dieser Wechsel zwischen Theorie und Praxis hat mir super gefallen. Als Dualer Student bei Brüggemann sieht man alle Prozesse im Unternehmen und wird aktiv mit einbezogen. Eine Projektarbeit von mir war die Mitarbeit zur Zertifizierung unserer Alkoholanlage für die Qualitätssicherung der Produktionsabläufe. Das ist notwendig, wenn man ein Produkt zur Arzneimittelherstellung liefern möchte. Da wird dann die ganze Anlage durchgecheckt, etwa ob Dichtungen beständig sind und die Anlage konstant die gleiche Qualität liefert.

Was stellt denn ein Chemie-Unternehmen wie Brüggemann her?

Brüggemann gibt es seit über 150 Jahren in Heilbronn, ein zweiter Standort ist in Lutherstadt Wittenberg. In Heilbronn gibt es drei Produktionsbereiche. Einmal den Alkohol, der in der Pharmazie, Lebensmittel oder in Kosmetik verwendet wird. In Parfüm oder Cremes ist häufig viel Alkohol enthalten. Der zweite Bereich sind Industriechemikalien. Das sind unter anderem Reduktionsmittel für industrielle Anwendungen, wie die Textilbleiche. Zinkderivate beispielsweise, gehen in die Reifenherstellung als Aktivierungsmittel für die Vulkanisierung. Aber die Derivate werden auch in Antischuppenshampoos eingebracht. Das dritte Standbein sind Kunststoffadditive. Diese werden etwa als Hitzestabilisatoren für Motorraumabdeckungen verwendet oder können auch UV-Stabilisatoren in Kunststoffprodukten sein. Sie schützen den blauen Gartenstuhl in der Sonne, damit er nicht ausbleicht.

Was fasziniert Sie an ihrem Beruf?

Ich komme jeden Tag aus dem Büro raus. Die Abwechslung, vor allem bei Inbetriebnahmen, darin gehe ich auf. Gerade ist eine neue Verpackungsanlage bei uns angelaufen, man übernimmt diese natürlich nicht vollständig fertig, sie muss mit dem Hersteller entsprechend optimiert werden, damit sie an die Produktion übergeben werden kann. Ich bin dann auch derjenige, der gerufen wird, wenn was nicht klappt.

Würden sie jungen Menschen heute eine Karriere in der Chemie empfehlen?

Ja, ich liebe meinen Job. Was viele auf den ersten Blick abschreckt, ist vielleicht das Schulfach Chemie. Gerade im Bereich Verfahrenstechnik sind Vorkenntnisse aber nicht unbedingt wichtig. Diese Angst würde ich jedem nehmen, man lernt durch die Arbeit im Betrieb sehr viel dazu. Und die Aussichten sind sehr gut, Ingenieursnachwuchs in der Chemie ist sehr gefragt.

Wie sind Sie auf Brüggemann aufmerksam geworden?

Durch einen Internetflyer der IHK. Ich komme aus Sachsen-Anhalt. Meine Schwester ist hier in die Region gezogen. Nach dem Abitur habe ich dann Ausbildungsstellen in der Gegend gesucht. Beim Bewerbungsgespräch waren mir die Gesprächspartner sofort sympathisch und das Unternehmen auch. Dann kam eine Zusage und ich habe es nicht bereut. Das Betriebsklima ist sehr gut und die Arbeit durch viele neue Projekte abwechlungsreich. Wir sind ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen, man kennt so gut wie jeden. Es ist ein familiäres Verhältnis“.